Medizinphysik

Der Medizinphysiker (zertifiziert durch die DGMP) ist überwiegend tätig im Bereich der medizinischen Diagnostik, wenn es um bildgebende Verfahren (z.B. Ultraschall, Kernspinresonanz [NMR] u.a.) geht, aber auch dort, wo physiologische Parameter erfasst und bewertet werden müssen.

In diesem Bereich liegt auch die Schnittstelle zur Umweltphysik/Umweltmedizin, wenn gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Lärm, elektromagnetischer Felder oder anderer Emittenten eindeutig diagnostiziert werden müssen.

Hier stellt sich das Problem, wenn die Ursache -eine physikalische Größe- und die biologisch/physiologische Wirkung soweit miteinander verknüpft werden sollen, dass das Geschehen einer gesundheitlichen Beeinträchtigung plausibel erscheint. Die hier gewünschte Monokausalität ist jedoch in diesem Bereich keineswegs gegeben. Vor Allem unterliegt die Beschreibung möglicher gesundheitlicher Beeinträchtigungen unter identischen Expositionsbedingungen einer nach allen Seiten hin offenen Bandbreite. Dieses führt dann häufig zu der sehr allgemein gefassten Diagnose „vegetatives Erschöpfungssyndrom“ mit den zahlreichen individuellen Eingangs-variablen. Dieses zu definieren und labortechnisch zu erfassen, erfordert einen erheblichen technischen und zeitlichen Aufwand, der der allgemeinen medizinischen Diagnostik zwar zur Verfügung steht, jedoch nur begrenzt genutzt wird.

Hinzu kommt, dass im derzeitigen Studiengang „Medizin“ der Bereich Physiologie (wie auch Hygiene und Toxikologie) nicht mehr den Stellenwert hat, wie es für das Verständnis der Komplexität der Biofunktionen notwendig wäre. Nicht selten führt dieses dazu, dass gesundheitsrelevante Ereignisse in ihrer physiologischen Bedeutung nicht erkannt werden mit den Folgen einer falschen Bewertung. So wird nicht selten übersehen, dass physikalisch/chemische Parameter durchaus eine Belastung des Vegetativums darstellen, wonach in der Routine jedoch nicht unmittelbar gesucht wird. Die  Diagnose „Erkrankung unklarer Genese“ zeigt die Hilflosigkeit, mit der sich dann der Patient zufrieden geben muss, wenn er zum Beispiel Hilfe für ein Krankheitsgeschehen infolge von Umwelteinflüssen sucht und dann zu einer psychologischen Anamnese weiter gereicht wird.

Dort, wo der Patient mit seinen Beschwerden allein gelassen ist, wird dann verzweifelt jede mögliche Hilfe gesucht, was dann häufig zu diagnostischen und therapeutischen Praktiken führt, die keineswegs geeignet sind, das eigentliche Probleme zu lösen. Hier bedarf es einem „Erkenntnisraum“, der die gesamte naturwissenschaftlich/medi-zinische Bandbreite umfasst, der dann nicht nur theoretisch, sondern praktisch beherrscht wird. Diese „analoge“ Vorgehensweise wird immer mehr verdrängt durch die „digital“ erfasste Zuordnung in der Matrix der Normalwerte. Diese führt dann durchaus zu der Situation, dass der Patient anhand von Laborwerten über Algorithmen in das Schema „krank/gesund“ eingeordnet wird, ohne die so wichtige Dynamik der physiologischen Funktionsabläufe zu bewerten. Der Betroffene ist dann hilflos, wenn seine Symptomatik nicht in das Schema passt.